Regner Vincent Schwungradlager - nicht schön, aber selten...

  • Hallo liebe Kollegen,


    bei der letzten Dorfzirkus-Ausfahrt merkte ich, dass mein Vincent nicht ganz ordentlich weich und ruhig fährt, sondern etwas ruckartig hakend manchmal.
    Wie es sich später herausstellte, litt sie nur an ein Bisschen Ölmangel, aber als ich sie untersuchte, bin ich auf etwas aufmerksam geworden, was mir nicht so gefiel: ich habe gemerkt, dass die Halbachse des Schwungrades etwas eiert.


    Nachdem diese Halbachse (im Gegenteil zur anderen mit dem Kettenrad, die zwei Lagerstellen hat) nur an einer Stelle gelagert ist:



    und auf der einen Seite die Dampfmaschine daran hin und her "zerrt", und auf der anderen Seite das ziemlich schwere Schwungrad "hängt", ist früher oder später ein Ausleiern dieser Lagerbuchse und dadurch ein noch viel schlimmeres Eiern dieser Halbachse, später evtl. sogar ein Klemmen des ganzen Mechanismus, die Folge.


    Nach einer Konsultation in der Lokfabrik mit gründlichem Durchputzen und Luftdrucktests der Maschine, sowie nach Überreichung eines Kugellagers (danke an Friedl auch an dieser Stelle dafür und für all seine Mühe auch), erfolgte meinerseits die Konstruktion eines U-förmigen Teils, das massiv genug ist, um mittels eines Kugellagers die "ferne" Seite der Schwungradachse zu unterstützen. Die Skizze:



    Es entstand aus einem Messingklotz gefräst (in der Werkstatt von "Long Tom", danke für die Hilfe, Thomas!) und wurde dann bei mir weiterbearbeitet:



    Das fertige Teil:



    Um an den Schraubenköpfe zu kommen, hätten die beiden "fernseitigen" Bohrungen noch weiter aufgebohrt werden müssen, um mit der Wiha-Klinge hineingreifen zu können und das wollte ich nicht. Das dünne Teil des Regner-Steckschlüssels war aber nicht lang genug. Nachdem dieses Problem mit dem Zugriff und der Wunsch nach einem längeren und dünneren Steckschlüssel schon öfters bei mir vorkam, habe ich jetzt das Regner-Werkzeug kurzfristig in der Drehbank etwas länger als es original war, "verjüngt":




    Ebenfalls wurde etwa 1 mm von dem Schwungradtrunk in der Drehmaschine weggenommen, da er nicht in die vorgesehene Öffnung des U-Teiles passte (ja, ich habe einfach falsch gemessen, den Trunk außer Acht lassend, sorry...):



    Dann folgte eine Stellprobe und die Einstellung der Achse, damit ein leichtes Laufen mit korrektem Spiel gewährleistet ist:



    Nach der Montage hat die Schwungrad-Halbachse nun zwei unterstützende Lagerpunkte:



    So sieht es dann von oben aus:



    So von der Außenseite:



    Ein draufgeschraubtes Schließplättchen außen und eine Distanzhülse innen verhindert das evtl. Herauskriechen des Kugellagers aus der Fassung.


    Von der Innenseite angesehen:



    Und so sieht die Lok nun komplett aus:



    Der Lauf der Halbachse in der Maschine ist damit nun entschieden ruhiger geworden, das Schwungrad eiert nicht mehr, und die innere Buchse wird geschont.


    Nochmals danke an den Kollegen, die mir hierbei geholfen haben!


    LG Zoltan

    LG Zoltan
    Somestaler Eisenbahn-Aktiengesellschaft
    BW Traktion Langkatzenhofen
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  • Hi Zoltan,
    Danke, jetzt hat die " Vincent Fraktion " wieder eine Lösung für die Verschleißerscheinungen :thumbup:
    Hätte es auch gereicht im vorhandenen Lagerteil beim Wackelzylinder das Kugellager zu setzen und so die Zweipunktlagerung zu umgehen? Mein Vincent ist zum Glück noch nicht soweit ( obwohl er kräftig ran muss ) , aber auch er wird das Problem früher oder später bekommen.

    Grüße Holger

    Möge der Dampf mit euch sein

  • Hallo Holger,


    das Hauptproblem hier ist nicht die Art der Lagerung, sondern die Einpunktlagerung, besonders bei einer so diffus und ungleichmäßig belasteten Achse.


    Kugellager tolerieren Winkelverzerrungen im Allgemeinen noch schlechter als Gleitlager (sog. Kantenlauf), auch wenn hier Stahl vs. Messing etwas im Lebensdauer vielleicht ausgleichen würde. Auch kann ein Kugellager (wenn ordentlich eingefasst) vielleicht einfacher getauscht werden als die Messingbuchse. Aber bei Einpunktlagerung muss die Lagerbreite zur Achsdurchmesser mindestens im Verhältnis 4-5:1 stehen, um nicht in Gefahr vom Ausschlagen zu laufen. Mit speziellen "langen" Rollen-oder Nadellegern wäre das sicher besser möglich, aber in diesem Maßstab wäre der Aufwand IMHO viel zu groß. Und bei dynamisch sich hochfrequent (mehrmals pro Sekunde und noch dazu gegenläufig) ändernden Winkelkräften, wie in diesem Fall, ist die Situation noch viel schlimmer - hier muss man es eigentlich unbedingt mit mehreren Unterstützpunkten abfangen. Siehe Kurbelwellenlagerung von Mehrzylindermotoren.


    Als einfachste Lösung schien mir hier also eine zusätzliche Lagerung auch auf der anderen Seite der Achse.


    LG Zoltan

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  • Hallo Zoltan
    Ich gratuliere Dir zur Lösung mit dem Kugellager. Ich habe mich damals ich glaube das war in St. Pölten gefragt wie lange wohl Dein Vincent mit dieser Übersetzung und der hohen Drehzahl funktionieren würde.
    Hallo Holger
    Der Vincent von Zoltan ist sehr stark untersetzt ich glaube für die Zahnradstrecke wenn er aber im geraden fährt hat er eine sehr hohe Drehzahl die der normale Vincent nie erreicht.
    Lieber Zoltan das soll nicht eine Verunglimpfung sein sondern eine Erklärung wie ich mir das auftreten dieses Schadens erkläre. Du hast genau das richtige gemacht meiner Meinung nach in dieser Konstellation.
    Dieser Schaden tritt aber beim original übersetzten Vincent bestimmt nicht auf meine ich den der Ur-Vincent von Papa Regner ist seit kurzem bei mir gelandet und der fährt ohne jede Unwucht und Revision beim Schwungrad aber eben mit original Drehzahl.
    Zum Beweis ein Foto:

    Freundliche Grüsse
    Georg

  • Hallo Georg,


    normalerweise fährt mein Vincent nie mit so hohen Drehzahlen wie in StPölten - dort war ich quasi gezwungen zum "Rasen" da ich bei der Ausstellung ja nicht alleine so lange auf der Strecke sein konnte wie ich es normalerweise sonst mache. Mein Vincent ist ja eine Zahnradmaschine wie du sehr richtig bemerkt hast und sie fährt mit einer Füllung Gas sonst eine gute Stunde im Kriechtempo zu großer Freude meiner Enkelinnen (die ansonsten nie und nichts eine Stunde lang durchhalten, außer natürlich Handys). Aber alleine schon die theoretisch mögliche zukünftige Extremeierung hat mich auf diesen Gedanken gebracht.


    LG Zoltan

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  • Bei großen Dimensionen ist es genauso... Physik ist Physik, ob Armbanduhr oder Megawatt-Turbine.
    Und es gibt keine dummen Fragen, nur dumme, die nicht fragen und deshalb auch dumm bleiben :)


    LG Zoltan

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  • Gestern hatte Vincent die erste "echte" Probefahrt mit der neuen Schwungradaufhängung.
    Es war alles okay, bis auch zwei "Kleinigkeiten".


    Erstens, er ratterte lauter, als bisher. Bis ich draufgekommen war, dass die Zylinderstopfbuchse ganz lose war :o
    Dumm - denn ich habe (wie immer) alle Schrauben und Sachen auf Festigkeit und Einstellung vor der Fahrt durchkontrolliert - bis auf diese Stopfbuchse... Sie wurde dann (glatt mit der Hand...) ganz herausgeschraubt (es war keine Dichtung mehr drin zu sehen) und mit einem kurzen Stückchen Teflonband wieder eingeschraubt und ganz leicht festgezogen. Jetzt ist es nicht mehr lose und wird wohl auch nicht mehr rattern. Hoffentlich ist es nicht zu dicht, damit der Dampf es noch überwinden kann :)


    Das zweite: Manometer zeigte nicht an. Dafür hat es am Manometergewinde gesäuselt. Obwohl festgezogen. Ich vermutete zuerst Wasser im Mano, aber das war eine optische Täuschung nur. Auf jeden Fall natürlich abgenommen und geschaut. Syphon war nicht verstopft. Aber... ein ganz kleines "Verlängerungsring" ist zwischen Syphonende und Manometer drin gewesen. Das wußte ich von früher, denn das Mano-Gewinde ist sehr kurz und der Überwurfmutter ist zu lang, und ohne dieses Ringelein kann man es nicht dicht anziehen. Nun, dieses Ringelein war gerissen:



    Kein Wunder, dass es trotz festgezogensein gesäuselt hat (und nichts angezeigt wurde).
    Ich habe aus einem Lötnippel eine neue gefertigt, indem ich ein Lötnippel halb abgefeilt und dann mit einem 6-er Bohrer leicht zur Senkung angebohrt habe:




    (Es wäre auch möglich gewesen, die Überwurfmutter um 1 mm abzukürzen, aber ich blieb bei der "originalen" Variante lieber.


    Mit der Lupfpumpe war dann die zusammengesetzte Syphon-Manometer-Einheit getestet: das Mano bewegte sich und zeigte an. Also aufgeschraubt und guter Hoffnung weggepackt.


    (ich habe keine Anlage, wo ich schnell testen kann, ich muss das Wohnzimmer umräumen und dort die ganzen Schienen zusammenbauen, um fahren zu können - deshalb fahre ich so selten... und jetzt ist StPölten auch futsch, also noch eine Möglichkeit weniger. Ich hoffe nur, dass wir in Trumau bald unseren Dampftisch endlich aufbauen werden können. Dann wird es leichter.)


    Einen Kompressor habe ich auch nicht, denn ich habe sehr viele im Netz angeschaut und wegen der Rezensionen mich noch an keine herangetraut. Es muss sehr leise sein... und soll nicht 300 € kosten. Aber ich weiß nicht, welchem Chinesen ich da vertrauen könnte (wie schon anderswo geschrieben).


    Vincent scheint also "geheilt" - ich werde berichten, wenn ich wieder zum Fahren komme.


    Danke für das "Zuhören".


    LG Zoltan

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  • Hallo liebe Kollegen!


    Vor einiger Zeit schrieb ich:

    Zitat von Zoltan

    ...Vincent scheint also "geheilt" - ich werde berichten, wenn ich wieder zum Fahren komme...

    Ich kam erst heute dazu, die "Abnahmefahrt" zu absolvieren. Nach dem Testen von dem RC-Umbau vom Chaloner erfolgte dann auch die Testfahrt von Vincent, in der zweiten Hälfte dieses Filmchens:


    [youtube]

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    [/youtube]
    https://www.youtube.com/watch?v=IwuWOKL87EY


    LG Zoltan

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  • Hallo Uwe, das Schwungrad ist nicht neu, nur die Lagerung.


    (Wobei das Schwungrad eigentlich auch neu ist, denn das Alte passte nicht ins Lager-U, also wurde mit Henry getauscht und noch etwas abgedreht.)


    Beim Projekt ging es um den Schutz des Schwungradlagers.


    LG Zolan

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  • Wieder Dorfzirkuslauf, wieder Vincent, wieder Säuseln und Nichtanzeigen am Manometer.
    Wir sind damit irgendwie verflucht oder was.


    Manometer mit Syphonrohr heruntergenommen, mit Druckluft getestet, zeigt nichts an.
    Syphonrohr vom Manometer genommen.
    Manometer "solo" mit Druckluft getestet, zeigt brav an.
    Syphonrohr herunter.



    Durchgepustet, keine Verstopfung.
    Überwurfmutter kontrolliert... ja, da ist es. Wieder.
    Das kleine "Verlängerungsringelein" ist wieder gerissen :o




    Wohl ist Messing hierfür nicht das optimale... zu sachte angezogen entschleicht der Druck, es zeigt nicht an und säuselt dafür. Fester angezogen reißt dann der spröde Ring, es zeigt wieder nicht an und säuselt dafür wieder nur.
    Da muss etwas "plastischeres" hin. ZB. Kupfer statt Messing (ist ja viel weicher). Nicht umsonst gibt es ja Kupferdichtungen. Also muss ich eines herstellen, denn in der Größe habe ich nichts. Kopfkratz... wie wäre es, ein ganz kurzes Stückchen von einem Kupferrohr abzuschneiden? Aber ich habe nur 3-er Rohr:



    Und das wird sicher verkanten, und das ganze fängt von vorne an. Einkaufen gehen bei Ausgangssperre geht nicht. Man müsste es irgendwie gegen Verkanten "ummanteln". Messingrohr haben wir zum Glück von 1 bis 8 mm, das habe ich damals "eingespeist" gehabt, als Friedl mir sagte: "Kaufe ein und habe Vorräte. Nicht weil du es brauchst, sondern weil du es brauchen könntest!" Also ein noch kürzetes Stück Messingrohr mit 3-er Innenloch abschneiden und glattschleifen:



    Das dann drumherum:



    Zusammengabaut. Manometer mit Syphonrohr mit Druckluft getestet, zeigt brav an.


    Das wollten wir doch haben :)


    Schliesslich habe ich noch mit einem roten Edge-Stift am Glas die 3 Bar markiert, um es bei fahrender Lok schneller kontrollieren zu können, dass wir nicht darübergehen:



    Und nun gehe ich das Dorfzirkusvideo fertig schneiden. Bis dann!

    LG Zoltan
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