Meine Mamod und ihr zweites Leben

  • Hallo an alle "Dampfabhängigen",


    vielleicht vorweg, ich weiß, dass es schon viele Berichte zum Tuning von den kleinen Mamod-Dampfern gibt, aber ich möchte trotzdem einen extra Beitag daraus machen, weil ich teilweise andere bzw. eigene Wege beim Umbau der Lok gehe.
    Natürlich verwende ich allerdings auch einige Tuningteile einschlägiger Hersteller, wie z.B. die Zylinder von Dreamsteam.
    Ich wollte die Lok an meine Bedürfnisse und Wünsche anpassen und so wollte/musste ich beim Umbau einige Dinge anders machen, so auch bei der Umspurung, zwecks elektrischer Isolation.
    Die kleinen Loks von der Insel haben es mir irgendwie angetan und so wollte ich dann auch unbedingt eine haben und umbauen. Mir gefiel schnell die Idee, aus ihr eine Schlepptenderlok zu machen und dort den Gastank+Technik unterzubringen. Inspiriert haben mich dabei die Loks von Peter Jones und die des Herrn mit den bekannten Chuffern aus Großbritanien, welcher auch eine Schlepptender-Mamod hat.
    Ich finde durch den Schlepptender wirkt die Lok auch auf 45mm etwas größer und die beite Spurweite fällt nicht so ins Gewicht.
    Den Schlepptender möchte ich selber bauen, einfach weil es Spaß macht ihn selbst zu entwickeln und herzustellen...hoffe ich zumindest :BT . Er soll dadurch aber auch zugeschnitten auf meine persönlichen Anforderungen sein.
    Aber nun genug Vorgerede...


    Meine Mamod habe ich in der bekannten Bucht ersteigert und kam sogar direkt aus England zur heimischen Kleinbahn. Auf einem Bahnhof mit Regelspuranschluss wurde die Lok umgeladen und mit einem dreiachsigen Schwerlasttransportwagen zur Kleinbahnwerkstatt gebracht, denn sie hat noch 32mm Spurweite.



    Mitten in der Nacht kam der Zug dann endlich an.



    Die Lok wurde anschließend abgeladen und erstmal in einem "Seitenlokschuppen" abgestellt, bis zum Beginn ihrer Aufarbeitung.
    Sie soll dann mit Ihrem Schlepptender passende Feldbahnzüge bespannen.



    Angefangen hat dann alles im Juni mit den Radsätzen. Wenn ich Zuhause oder bei meinen Freunden auf der Gartenbahn fahre, bin ich meißt der einzige Echtdampfer und so müssen alle meine Loks "Schienenstromverträglich" sein, also isolierte Radsätze haben. Da ich so etwas für Mamods aber noch nicht gesehen hab, wollte ich selbst Radsätze anfertigen bzw. das Vorhandene Umbauen.
    Die Methode dazu ist im Prinzip auch die Gängigste, der Radreifen wird mit Loctite (Welle/Narbe) auf einen Radkörper geklebt um so dazwischen die elektr. Isolation zu erhalten.
    Ich habe dies zum ersten Mal gebaut und war gespannt ob es funktioniert (vorher habe ich nochmal fleisig Berichte darüber hier im Forum gelesen :pff: )


    Als Radreifen nahm ich welche mit 30mm Durchmesser einer LGB Lok, die ich als gebrauchte Ersatzteile gekauft hab. Die Kunststoffradsterne hab ich erstmal grob rausgefräst, um die Radreifen später innen auf ein passendes Maß auszudrehen. Die Originalradsätze hab ich umgearbeitet und zu den passenden Radkörpern außen überdreht. Auf dem Bild sind in etwa die verschiedenen Stadien zu sehen.



    Als erstes wurden die Räder auf der Lauffläche gespannt und die Achsbohrungen mit einer 8H7 Passung versehen (Reibahle).
    Dann habe ich mir einen Spannzapfen für die Räder angefertigt, der nicht ausgespannt werden durfte bis alle vier Radscheiben überdreht waren, wegen des Rundlaufes. Der Spannzapfen hatte ebenfals einen Passsitz, den ich allerdings nach keiner bestimmten Toleranzklasse gefertigt habe, sondern so, dass man die Räder von Hand aufpressen konnte, sie aber einen festen (oder vielleicht könnte man auch "satten" Sitz sagen) haben...also fast eine Übergangspassung. Gespannt wurden die Räder dann mit einer Schraube. Der Rundlauf war erstaunlich gut und genügte für mich.
    Abgedreht wurden die Räder dann auf 27 mm.



    Die LGB Radreifen aus verchromten Messing habe ich dann mit einem Innenmaß von 27,20 mm innen ausgedreht, um beim Verkleben ringsherum einen Klebespalt von 0,10 mm zu haben. Die Radreifen ließen sich gut bearbeiten, bin mir nicht sicher, ob sie innen vorher überhaut verchromt waren. Zum inneren Ausdrehen hatte ich keinen Innendrehmeißel, so wurde kurzerhand ein kleiner linker Drehmeißel angepasst. Bei moderater Drehzahl und langsamen "händischen" Vorschub ließ sich eine gute Oberflächengüte zum verkleben erreichen.



    Die restlichen, drei fertigen Radreifen und eine Probe-Radscheibe.



    Die Radkörper selber sind zu schmal, um dort eine Madenschraube zum klemmen auf der Radsatzwelle unterzubringen (ca. 5 mm breite). Mir erschien das zumindest nicht stabil genug. Deshalb wurde in die 8H7 Bohrung eine Bundbuchse eingeklebt, die gleich mehrere Aufgaben erfüllt: Durch den Bund ist eine rechtwinklige Anlage an die Radscheibe gegeben, der breitere Teil nimmt die Klemmschraube für die Radsatzwelle auf und die Länge der Buchse ist so bemessen, dass die Distanz zu den Rahmenwangen für 45 mm Spurweite gegeben ist (also Distanzhalter).
    Die Radsatzwelle hat dann 4 mm Durchmesser.



    Die Einzelteile vom Verdrängungsöler.



    Die Radsatzlager vom Tender, er soll gefedert werden. Um den Rollwiderstand vom Schlepptender so gering wie möglich zu halten, sollen die Achsen Kugelgelagert werden. Dazu habe ich die Lager aufgebohrt und mit einer 6H7 Reibahle gerieben (passend zum Außendurchmesser der Kugellager)
    Mehr bilder vom Tender folgen noch.



    Die ersten Anfänge vom Kessel. Ich hätte gern einen Kupferkessel gebaut, habe aber kein Rohr mit passendem Druchmesser auftreiben können und so doch in Messing gebaut.



    Versuche mit einem selbstgekümpelten Deckel.






    Auf den letzten drei Bildern sind die Teile der Umsteuerung zu sehen. Ich wollte die Umsteuerung unbedingt mit RC bedienen können, aber so unsichtbar wie möglich machen, so bin ich auf diese Idee gekommen mit dem "Schwenkblech".
    Weitere Detailbilder von der Umsteuerung, den Radsätzen und dem fertigen Kessel folgen noch. Einige Eckdaten vom Kessel habe ich trotzdem schon mal: Seitlicher Wasserstand, T-Verteiler für Dampfregeler und Manometer, Pfeife vor dem Führerhaus und Sicherheitsventil im Dampfdom.


    So das war erstmal der erste Schwung Bilder, ich hoffe ihr könnt meinem Projekt etwas abgewinnen und vielleicht kann ich ja dem Ein oder Anderen etwas Mut machen für seine Mamod in Verbindung mit all diesen Funktionen. Mich reizt es zumindest so viel in die Lok einzubauen und viel von außen über RC steuern zu können.


    Liebe Grüße
    Christoph

  • Hallo Christoph,


    wow! Da gehts richtig zur Sache, gefällt mir! :thumbup::thumbup::thumbup:
    Bin schon auf die weiteren Berichte gespannt, vor allem wie du die RC Anlage verbaust.
    Frohes schaffen und gutes gelingen :B

    Grüße Holger

    Möge der Dampf mit euch sein

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Christoph,


    gut, dass mir das jemand vormacht, mit den Rädern. Das steht bei mir auch noch an. Eine Madenschraube geht übrigens, aber nicht gut. Ich habe deswegen die Achsen genau um 90° versetzt angefräst. Schreib mal, wenn sie ein wenig gelaufen ist, ob sich die Konstruktion bewährt hat.


    Viele Grüße,


    Stefan

    ich hier | home | :/ Wenn du einen Hammer hast, sieht jedes Problem wie ein Nagel aus.

  • Hallo Christoph,
    schön, mal wieder was von Mamod zu lesen, ich mag die englischen Zicklein auch :flt:
    Besonders interessiert mich Dein Umsteuerventil und die Mechanik dazu.
    Bitte weiter berichten und Grüße,
    Reinhold

    ....und immer 'ne handbreit Wasser über der Feuerbüchse!

  • Hallo liebe Dampf-Kollegen,


    danke erstmal für Euer Interesse an diesem Bericht und der Technik, trotz der schon vorhandenen Erfahrungsberichte.
    Ich hab weiter gebaut und bin zur Dokumentation gekommen und nun auch zum Schreiben.
    Fangen wir bei den Rädern an...oder machen weiter :GR



    Die Bundbuchse vor dem Verkleben, eine 8H7 Bohrung mit Reibahle und die Buchse angepasst, dass sie wie eine Übergangspassung sitzt. habe das Bild der Vollständigkeit halber nochmal benutzt.



    Probehalber montierte Achse.




    Rollprobe mit neuer Kuppelstange...die hat sogar Buchsen von Igus, ist vielleicht etwas übertrieben, aber mir machen solche Arbeiten Spaß und so wollte ich die schönen Kuppelstangen nicht blank auf den Kuppelzapfen laufen lassen.
    Wie man sieht, musste ich wegen der höheren Spurkränze den Feuerschirm etwas aussparen um keinen Kurzschluss bei Mischbetrieb zu riskieren. Die Spurkränze hätten sowieso am Feuerschirm geschabt.



    Hier sieht man, wie das ganze montiert aussieht, die Kunststoffscheiben begrenzen noch etwas das Spiel. Zum klemmen auf der Achse habe ich M2 Stiftschrauben verwendet.
    Man sieht auch gut, was alles an das Umsteuerventil gelötet wurde, alles wird der Dichtheit wegen verschraubt. Die Dampfzuleitung wird später etwas seitlich über den Brenner geführt und kommt dann mit Überwurf an die Verschraubung am Umsteuerventil.



    Hier habe ich noch eine durchgehende Buchse für die Lagerung der ersten Achse gedreht, hier kommen auch zwei Lagerbuchsen rein.




    Auf den beiden Bildern sieht man, wie versteckt die Umsteuerung ist. Im Führerhaus sitzt später der Servo dafür. Außerdem ist der Kessel fertig für die Druckprobe. Den original Dampfdom habe ich aufgebohrt, sodass das Sicherheitsventil in ihm Verschwindet...etwas ähnliches gibt es ja bei manchen Lokomotiven, wo das Ventil auf dem Dampfdom sitzt.



    Jetzt sieht man schon ein bisschen wie ich mir die Lok vorstelle, der Tender ist im Rohbau auch schon soweit...aber dazu später mehr.



    keine High-end Federpuffer, aber immerhin, bei Feldbahn´s rumpelt es ja öfter doch beim Rangieren und da sollte die Lok schon etwas verschont werden.






    Dann habe ich angefangen die ersten Teile zu lackieren, damit sie mir nicht unterm Hintern wegrosten, außerdem möchte ich die Lok Schritt für Schritt montieren um alles zu testen und später dann den Tender separat, um nicht alles auf einmal strahlen und lackieren zu müssen, was ja immer viel zeit in Anspruch nimmt.


    Ein Video zum Thema Umsteuerung wird noch verlinkt, ob alles unter Dampf funktioniert wird sich noch zeigen.


    Bis dahin und Grüße
    Christoph

  • ...so hier habe ich mal das kurze Video verlinkt :BT


    https://youtu.be/FA4UpAllB6Y


    [youtube]

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    [/youtube]

  • Moin,


    ich habe ein bisschen weiter gebaut und anschließend Fotos aus dem Ausbesserungswerk für Euch. Ein bisschen zieht sich der Umbau allerdings, mehr als mir eigendlich lieb ist, durch Arbeit und Museumseisenbahn :GR :pff: . Wobei letzteres durchaus zu verschmerzen ist, da ja an Loks und Wagen bauen+Fahrspaß im Maßstab 1:1 viel Spaß macht.
    Trotzdem werde ich langsam ungeduldig und möchte den Kessel unter Dampf nehmen. Die Dampflok an sich ist, bis auf ein paar Kleinigkeiten, erstmal fast fertig...am meisten ist am Schlepptender zu machen.
    Derzeit arbeite ich am Gastank Nr. 2...der erste ist nicht gelungen (Kupferrohr ist halt manchmal zickig, gerade bei zu wenig wärme)




    Die Rohteile für den Tender, die auf den Bildern zu sehen sind habe ich mir wieder fräsen lassen. Davor hab ich ne 1:1 Zeichnung vom Tender gemacht, um zu schauen ob alles mit der Lok stimmig ist. Anschließden die Einzelteile am PC gezeichnet.






    Die Blattfedern...eigentlich sollten sie nur optik sein, aber als ich die Teile in der Hand hielt konnte ich das nützliche mit dem angenehmen verbinden - eingefederter Tender mit Blattfedern die nicht nur de Optik dienen :mrgreen:
    Die Federn sind von der Spur 1.
    Auf Federböcke mit aufhängung der Federn habe ich verzichtet und es mir einfacher gemacht, diese Art und Weise der Auflage hab ich mir bei einer Schmalspur-Diesellok abgeguckt.
    Winkelprofil 6x6 mm und eine 3 mm breite und 0,5 mm tiefe Nut, damit die Federn eine Führung haben. Dann noch die Achslager mit einer kleinen Bohrung für den Zapfen am Federbund versehen.













    Der Servo unterm Dach steuert den Dampfregler.



    Das Fahrwerk hat schon einen kleine Probelauf mit Druckluf absolviert. Gedanken mache ich mir nur beim Drehschieber, der war ab 2 Bar nicht mehr so wahnsinnig dicht wie ich gehofft hatte...trotz einschleifen :GR
    Video ist auf meinem Kanal zu sehen.
    Vieleicht eine stärkere Feder als die originalen?


    Der Anschluss an der Kesselrückwand ist für das Rückschlagventil, das Nachspeiseventil sitzt im Schlepptender, wie der Gastank übrigens auch.
    Das war´s erstmal...ich muss wieder Bilder machen und weiter werkeln, ich hoffe Euch gefällt was Ihr seht.


    Schöne Grüße
    Christoph

  • Was die Technik angeht hab ich an mancher Stelle ganz schön lange grübeln müssen, z.B. bei der umsteuerung oder ob das mit den bereiten Rädern funzen wird :GR
    Ich möchte das sie etwas realistischer aussieht...mir schwebt auch noch ein Umbau vor mit Satteltank und Nachläufer, aber da habe ich keinen Schlepptender für die ganze Technik...heißt es wird eng und nicht alles umsetztbar wie jetzt. Aber erstmal reicht mir eine Mamod, es gibt noch eine andere Lok die auf ihr tuning wartet und die ist danach an der Reihe :P :pff:


    Grüße
    Christoph