Kohlegefeuerter Kessel für eine Accucraft Edrig

  • Hallo Zusammen


    Ich tummle mich in verschiedensten Foren, auch in zwei Englischsprachigen.
    Und auch da hab ich meinen Kohlekessel mal vorgestellt gehabt und der hat da auch grossen Anklang gefunden.
    Auf jeden Fall wurde ich dann irgendwann mal von einem Forumsuser gefragt, ob ich für ihn einen Kessel bauen könnte.
    Er habe eine Accucraft Edrig und da ihm aber der Kessel von einem komerziellen Anbieter zu teuer war (die wollten 1300 £) hat er mich mal angefragt.
    Wir konnten uns auf einen Preis einigen, der für uns beide in Ordnung war und das Projekt war lanciert.


    Da es nun für jemand anders war und ich auch bereits eine zweite Anfrage (für einen identischen Kessel) bekommen hatte, hab ich mir die Mühe gemacht, den Kessel im CAD zu zeichnen.


    Nun denn, so sieht der von Vorn aus:


    von Hinten gesehen:


    Und von der Seite:



    Und nun noch ein paar wenige technische Daten


    Kessellänge gesamt: 225 mm
    Kesselrohr: 54*1.5 mm
    Stehkessellänge: 60 mm
    Anzahl Rauchrohre: 5 (haha... :ae)
    Rauchrohrdimensionen: 9.5*1*150 mm (irgend ein englischer Durchmesser halt...)
    Rostfläche: 3 mal 4 cm
    Feuerungsrohrdurchmesser Innen: 20 mm


    Gruss Florian

  • Weiter gehts mit den Treibteilen:


    Hier kann man die Form für die Feuerbüchsteile und die Rohzuschnitte aus Blech sehen.


    Bereits eine runde "geklopft"...


    Und hier ist das erste "Drittel" vorbei:


    Da ist bereits die Hinterwand vom Stehkessel "heiss" :mrgreen:


    Beim anschliessenden Treiben:


    Und schlussendlich vier Teile, die einiges an Zeit beansprucht haben (die Teile für die Feuerbüchse musste ich wegen dem kleinen Radius 12 mal glühen):



    Den Regler hatte ich zwecks Prinziperprobung schon sehr früh gebaut. Also quasi ein prototyp, der, wenn er gut funktionieren würde, direkt eingebaut werden sollte.
    Zuerst in Einzelteilen


    Und zusammengesteckt:


    Der Dampf wird von dem geschwungenen Rohr direkt aus dem Dampfdom entnommen werden; die Bedienung geschieht an der Rückseite vom Kessel. Damit das Ventil aber für "Service" Zugänglich bleibt, wird der Ventilkörper direkt in die Rückwand vom Kessel eingelötet.


    Der Ventilkörper selbst ist aus Carobronze gefertigt und die Spindel aus V2A.
    Für die Stopfbuchse und deren Überwurfmutter hab ich dann "bloss" Messing Sechskant verwendet.


    Der Kegel hat ungefähr 120° Öffnung und das Gewinde auf der Spindel ist ein Mf 5*0.5.
    Nach einem Test hat sich gezeigt, dass der Regler in einem Bereich von ca. 120° (also einer drittel Umdrehung) sehr schön regelt und dann die maximale Durchflussmenge erreicht ist.
    Er ist dann im geschlossenen Zustand auch sehr gut dicht und da ich damit zufrieden bin, wird der grad eingebaut.


    Gruss Florian

  • Hallo Florian!


    Ich bin ein begeistert Schüler bei Deiner Kesselbau-Schule! :B :B :B
    Danke!


    Herr Lehrer, ich hätte gleich eine Frage. Gibt’s etwas dagegen, das man ein dickwandigen Rohr 50 x 2,5 auf 50 x 1,5 mm aufdreht?
    Diese plus 2 mm innen wäre sehr gut für unsere Z6 Kessels!


    Gruß
    Pál

    Wer noch vielen Spur I und IIm Loks bauen möchte

  • Hallo Pal


    Theoretisch gibts da nichts dagegen; es müssen einfach ein paar Dinge beachtet werden:


    1. Das Kesselrohr muss mit einem Stück Rundmaterial von innen gestützt werden beim Bohrfutter
    2. ganz vorn sollte das Kesselrohr mit der Lynette gestützt werden.
    3. Die Drehoberfläche sollte fein werden -> CCGT oder ähnliche (für Buntmetallbearbeitung) geeignete Platten verwenden.
    4. Die Bohrstange muss seeeehr Stabil sein, (Durchmesser im Bereich von 25 bis 30 mm!!) damit sie nicht ausweicht, denn für so ein Rohr muss man ja in extreme Tiefen reindrehen.


    Daher wäre es unvergleichbar einfacher, das Rohr aussen abzudrehen und ein 54*2 oder so zu besorgen.


    Ich persönlich würde ansonsten ein 50*2 er Kupferrohr verwenden und mir wegen dem halben Millimeter mehr keinen Kopf machen...
    Denn so ein 50*2er Rohr gibt es z.B. beim Wilmsmetall.


    Gruss Florian

  • Hallo Florian,
    auf deiner cad-zeichnung 2 bild,von hinten gesehen,das linke blech ist das angelötet?(mit den vielen löchern)
    Würde mich mal interesieren.
    gruß Bernd

  • Hallo Bernd


    Nein, das ist bloss die "Trennlinie" vom CAD, welches die gebogene und die ebene Fläche voneinader trennt.
    Dieses Blech, das ist der aufgebogene Viertel vom Rohr (welches vorher eingeschnitten wurde)


    Gruss Florian

  • Wie mir scheint, kommt die Kohlefeuerung in Mode - was ich persönlich nur begrüßen kann!


    Auf Youtube finden sich etliche Videos über "Edrigs", die auf Kohlefeuerung umgebaut wurden. Allerdings scheint es mir, daß die meisten davon eine trockene Feuerbüchse haben. Da werden also die alten Briten schön staunen, wenn dieses kleine Meisterwerk auf der Insel eintrifft!

  • Hallo Goetz


    Ja, es gab einen Umbausatz wie oben angedeutet. Und der hatte die Feuerbüchse hinten und vorne trocken. Seitlich und oben war da schon Wasser...



    Dass Kohlefeuerung in Mode kommt find ich auch Klasse! :D


    Gruss Florian

  • Hier gehts weiter mit ein paar Fotos:


    Das ist das Rohteil für die Stiefelknechtplatte; die mir übrigens einiges an Kopfzerbrechen bereitet hat. Heut würd ich anders vorgehen... :GR :ae


    Hier kann man sehen wie ich die ganze Sache angegangen bin, nachdem ich einem Blech zwei Seiten abgekantet hatte...


    Und da im praktisch fertigen Zustand; Fast genau so wie ich es mir vorgestellt hatte (also brauchbar...)


    Wenn dann alle Treibteile "versammelt" sind (Und der Mantel für die Feuerbüchse)


    Danach muss man Löcher in die Teile bohren, irgendwo sollen die Rauchrohre ja durchgehen...:


    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es am besten geht wenn man die Teile auf eine Holzleiste klemmt.
    Denn in den Schraubstock spannen kann man sie ja nicht, sonst zerstört man etwas.


    Vom Ablängen der Rohre hab ich keine Fotos gemacht; das weiss jeder wie es passiert.
    Auch das "Bearbeiten vom Kesselrohr" ist nicht fotografisch festgehalten, dies aber weil der Kameraakku leer war.
    Auf jeden Fall hab ich den Kessel bis zur Hälfte eingesägt (da wo die Stiefelknechtplatte hinkommt) und dann in der Längsachse aufgetrennt und die beiden Viertelrohre plattgemacht.


    Man kann auf jeden Fall schon erkennen was es werden soll...


    Und so sieht die ganze Sache aus wenn sie zusammengesteckt wird.


    Gruss Florian

  • Hallo Bernd


    Der Name sagt es eigentlich schon...
    Nass heisst soviel wie "Umspült".



    Gruss Florian

  • Servus Florian,


    danke für deine tolle Berichterstattung. Ich bin schon länger auf der Suche nach einem gebrauchten Edrig, dieser bietet sich für Umrüstarbeiten förmlich an.


    Ich habe eine Frage zu den Treibformen, welche wir für unsere Kessel benötigen. Ich gehe davon aus, dass diese mit ein wenig Untermaß gefertigt werden müssen. D.h., für ein lichtes Kesselmaß von 48,0 mm sollte die Treibschablone für den Kesselboden 48,00 mm – (2*1,50 mm) - x Durchmesser haben. Welche Erfahrungen hast du hier gemacht.


    LG Oliever

  • Hallo Oliever


    Nunja.. ich ziehe genau zweimal die Blechstärke ab.
    Der Rest wird angepasst; und zwar mach ich das Blech mal weich durch Ausglühen und dann wird es an die getriebenen Formen angepasst. (z.B. in dem Fall das Blech vom Kesselrohr...)


    Gruss Florian

  • Hallo Florian,


    ich bin auch absolut begeistert von deinen Kohlekesseln.
    Vorallem, dass du die so klein bauen kannst ist Wahnsinn.


    Irgendwann baue ich auch mal eine Kohlelok.... :GR


    Viele Grüße
    Nick

  • Hallo Zusammen


    Da gehts weiter mit dem Bohren der Feuerbüchse; zuerst mit dem Zentrierbohrer


    a
    und dann noch mit dem 3er...



    Und das soll mal dicht werden!??:



    Hier werden grade die Löcher gebohrt um den Mantel der Feuerbüchse mit den beiden Deckeln "zusammenzubinden"...:



    Die Methode hat sich nämlich bewährt und so kann man seelenruhig löten, ohne dass sich etwas verschiebt...:



    Das Rohr für das Feuerungsloch hab ich aus Blech "gerollt", da ich grad kein passendes Rohrstücklein zur Hand hatte:



    Der "Deckel" für die Feuerbüchse bekommt noch sein Loch gebohrt:



    Und schliesslich kommt die grosse Hitze und die Feuerbüchse und die Rauchrohre werden zusammengelötet:



    So, nun aber genug für Heute...
    Gruss Florian

  • Hallo Oliever


    Für alles was am Kessel angelötet wird empfehle ICH kein Messing zu nehmen. Man kann schon Messing verwenden, das kann sich aber mit den Jahren (wenn man den Kessel viel braucht) entzinken und ist dann eigentlich nicht mehr vorhanden.


    Daher empfehle ich für Lötringe Rotguss (Rg-7) zu verwenden. Kostet nicht wirklich viel mehr, ist in der Bearbeitung beinahe gleich wie Messing und aber vor der Entzinkung gefeit.
    Ich habe alle angelöteten Teile bei dem Kessel hier aus Rotguss gefertigt. Auch der Dampfdom. (kommt noch, wirst sehen... :wink: )


    Die Armaturen kann man ja problemlos tauschen, da kann man schon Messing nehmen.
    Es ist im gewissen Masse aber auch eine Frage der Philosophie. Denn ein Messinglötring ist ja relativ dickwandig und da ist halt fraglich wie lange das dauert, bis der wirklich hinüber ist.
    Ich ziehe es vor, Rotguss zu verwenden, halt ganz einfach aus Sicherheitsgründen und natürlich erst recht wenn ich die Sachen für jemand anderen anfertige!


    Gruss Florian

  • Hallo Florian,


    danke für deine schnelle Info. Beziehst du die Rotgussteile fertig konfektioniert oder fertigst du diese selber ? :?:


    VG Oliever



    PS: Gebrauchte Edrigs sind derzeit nicht/schwer zu bekommen. Den Nachfolger "Caradoc" gibt es günstig in England - mal sehen ... :idea:


    PPS: Wenn Messing im Kesselbereich so sensibel ist kann man sich schon fragen, warum viele Kleinserienhersteller trotzdem ......? :GR

  • Hallo Oliever


    Naja.. es gibt spezielles Messing welches für Kesselbau geeignet ist. Aber ich hab das noch nie im (Standard-) Programm von einem Modellbau-Händler gesehen. Messing ist halt einfacher zum Löten (braucht weniger Wärme) und kann ausserdem in geringeren Wandstärken verwendet werden, da es eine höhere Festigkeit hat (-> Gewicht)


    Ich mach alle meine Teile aus Rotguss selbst.


    Gruss Florian

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Florian!


    :GR Du sprichst von Rotguss. Die chemische Formel dafür lautet doch CuSn7ZnPb :K - da ist doch auch das so geschmähte Zink und außerdem noch Blumbum :ae drinnen, oder irre ich mich da ...?


    Wie schaut die Sache eigentlich mit herkömmlicher Bronze (CuSn12) aus? Das verwende ich immer, da ist wohl nur Kupfer und Zinn drinn :lol:


    vlg, Christian